Grönland - Kalaallit Nunaat 2010 |
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Grönland (auf Grönländisch Kalaallit Nunaat – „Land der Menschen“) ist die größte Insel der Erde, die geologisch zum arktischen Nordamerika gezählt wird und politisch selbstverwalteter und autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark ist. Sechsmal so groß wie die Bundesrepublik leben auf Grönland nur 60.000 Menschen. Grönland reicht von 59°46' nördlicher Breite (Kap Farvel) bis 83°40' nördlicher Breite (Kaffeklubben-Insel), ist 2.650 km lang und bis 1.300 km breit. Grönlands Nordküste ist mit 710 km Abstand die dem Nordpol am nächsten gelegene größere zusammenhängende Landmasse. Grönland hat überaus große Eisvorkommen. Der bis zu 3.000 m mächtige, durchschnittlich 2.000 m starke Grönländische Eisschild bewegt sich an den Küsten zum Meer und lässt oft Eisberge von mehreren Kilometern Länge entstehen. Lediglich 410.000 km² der Fläche Grönlands sind eisfrei, das sind 18,9 % (zum Vergleich: die Fläche Deutschlands beträgt 357.093 km²). Würde das gesamte Inlandeis Grönlands schmelzen, so würde der Wasserstand weltweit um 6 bis 7 m steigen. Die Eisdecke Grönlands schmilzt seit 2004 um jährlich 240 km³. Das ist ein Vielfaches gegenüber den Jahren zuvor. | |
Samstag, 04.09.10: Gegen 3:00 Uhr in der Nacht werde ich von einem seltsamen Geräusch geweckt: „flapflapflap“ – es hört sich an wie „Fluglärm“. Ich wecke Geli und wir entdecken eine kleine Fledermaus, die im Schlafzimmer ihre Kreise zieht. Geli räumt die Fensterbänke frei und öffnet beide Fenter, was für eine kleine Erfrischung sorgt. Es dauert ungefähr eine Viertelstunde bis die Fledermaus den Weg in die Freiheit findet und wesentlich länger, bis wir wieder einschlafen können. Um kurz vor 10:00 Uhr kommen wir los. Über die Autobahn erreichen wir Dänemark und stärken uns auf einem Rastplatz bei Haderslev mit einem Espresso. Wir fahren weiter bis nach Knudshoved am westlichen Ende der Storebælt-Brücke. Hier machen wir eine längere Pause und legen uns auf einer Bank in die Sonne. Kurz vor 15:00 Uhr erreichen wir Copenhagen Camping in der Gemeinde Dragør, 12 km südlich von Kopenhagen. Hier beziehen wir für die nächsten Nächte einen Stellplatz und können unseren Roadrunner auf dem Platz stehen lassen während wir in Grönland sind. Nach einer Kaffeepause und einer ersten Erkundung des Platzes fahren an der Küste entlang nach Dragør. Unser Blick fällt auf die imposante Øresundbrücke. Direkt am kleinen Hafen, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts angelegt wurde, finden wir einen Parkplatz. Der Hafen ist heute der Dreh- und Angelpunkt der Stadt. Hier landen die Fischer ihren Fang an, hier spielt sich aber auch das Seglerleben ab. Bereits 1978 wurde Dragør zur ersten „Fußgängerstadt“ Dänemarks. Mit Ausnahme der Hauptdurchgangsstraße Kongevejen haben Fußgänger in allen Verkehrssituationen „Vorfahrt“. Die meisten der reizvollen gelben Häuser in der Altstadt von Dragør wurden ab Ende des 18. Jahrhunderts bis 1850 erbaut – viele stehen heute unter Denkmalschutz. Wir genießen den Bummel durch den schönen Ort und Fischerhütten am Hafen. Zurück auf dem Campingplatz gibt es leckere Nudeln mit Hackfleischsoße und wir machen noch eine Runde über den Platz. Der erste Urlaubstag bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter ist ein toller Einstieg für unsere Reise in die arktischen Regionen Grönlands.
Sonntag,
05.09.10: Um 7:00 Uhr
beendet der Wecker die Nacht. Wir wollen rechtzeitig an der Neuen Oper sein,
die im Stadtteil Holmen im gebiet der Docks liegt. Sie gilt als eines der
modernsten Opernhäuser der Welt und hat eine überragende Akustik. Sowohl die
einmalige und hoch innovative Architektur als auch ihr Interieur stammt von
dänischen bzw. nordeuropäischen Künstlern. Wir haben Glück und können an der
englischsprachigen Führung teilnehmen, die um 10:30 Uhr beginnt. Fast zwei
Stunden werden hinter die Kulissen dieses imposanten Gebäudes geführt. Nach
einer kurzen Pause im Roadrunner fahren wir mit einem „Wasserbus“ auf die
andere Seite des Hafens. Nyhavn, der „Neue Hafen“, ist ein künstlicher
Stich-Hafen. Seit dem 18. Jahrhundert bilden die mit farbenfrohen Giebelhäusern
bestückten Straßen an beiden Seiten des Hafenarms das Vergnügungsviertel
Kopenhagens. Unzählige Tavernen, Bierstuben, Tanzlokale, Restaurants und Hotels
sind hier angesiedelt. Wir kämpfen uns durch die Menschenmassen, die ebenso wie
wir das herrliche Wetter genießen. Ein leckeres Softeis sorgt für die nötige Stärkung.
Über den Kongens Nytorv, den größten Platz Kopenhagens erreichen wir den
Strøget, den „Strich“, die mit 1,8 km längste Fußgängerzone Europas. Sie führt
uns zum Rundetårn, dem 36 m hohen „Runden Turm“ der Trinitatis Kirche, der auch
als Observatorium dient. Die Besonderheit dieses Turms ist der 209 m lange,
stufenlose Wendelgang über den wir die Aussichtsplattform erreichen. Der schöne
Blick über die Stadt entschädigt für die Mühen des Aufstiegs. Während des
Abstiegs machen wir im Bibliothekssaal auf halber Strecke eine Pause. Wir
trinken einen Cappuccino
und sehen uns die Ausstellung an. Auf dem Kongens
Nytorv gibt es dann noch einen Hot Dog, ehe wir mit dem „Wasserbus“ zur Neuen
Oper zurückfahren. Auf dem Rückweg zum Campingplatz machen wir Station an der
Erlöserkirche (Vor Frelsers Kirke), der einzigen Barockkirche Kopenhagens. Eine
Wendeltreppe führt außen am 90 m hohen Kirchturm hinauf. Bis zum Anfang dieser
spektakulären Wendeltreppe sind jedoch immer enger werdende Treppen im Inneren
des Turms zu überwinden. Nach insgesamt 398 Stufen können wir den herrlichen
Ausblick über die gesamte Stadt genießen. In Dragør kaufen wir noch ein
frisches Brot und machen es uns dann auf dem Campingplatz gemütlich. Bis nach
18:00 Uhr können wir draußen sitzen, ehe es uns zu kühl wird. Ein weiterer,
sommerlich warmer Tag geht in unserem Roadrunner gemütlich zu Ende.
Montag,
06.09.10: Nachdem wir
ausgeschlafen und gemütlich gefrühstückt haben, machen wir uns über die
Autobahn auf den Weg nach Helsingør. Auf der Suche nach einem Parkplatz biegen
wir einmal falsch ab und landen in den Randbereichen der Fußgängerzone.
Umkehren geht nicht also müssen wir da im wahrsten Sinne des Wortes durch. Bei
einem Bummel durch die Stadt decken wir uns in einer Bäckerei mit Kuchen ein.
Auf der landschaftlich sehr schönen Küstenstrasse #152 machen wir uns auf den
Rückweg nach Kopenhagen. An einer Bucht im Øresund machen wir eine Pause. Bei
frischem Cappuccino und leckerem Kuchen sitzen wir im Sand und genießen den
Blick über den Øresund. Wieder in Kopenhagen besuchen wir den Botanischen
Garten, eine herrliche Parklandschaft inmitten der Großstadt. Leider sind alle
Gewächshäuser geschlossen, so dass wir uns mit einem Rundgang durch den Garten
begnügen müssen. Auf dem Campingplatz packen wir unsere Taschen für den Flug
nach Grönland, nutzen das schöne Wetter zum Auslüften unserer Schlafsäcke und
sitzen lesend in der Sonne. Nach dem Abendessen spaziert Geli noch einmal über
den Platz, während ich mich an den Computer setze. Wir machen es uns gemütlich
und gehen zeitig schlafen.
Dienstag,
07.09.10: Um 4:00 Uhr
beendet der Wecker die kurze Nacht. Wir sichern das Auto mit Lenkradkralle und
einem Gurt, den wir zwischen den vorderen Türen spannen und hoffen, dass bei
unserer Rückkehr alles in Ordnung ist. Mit einer Codenummer, die wir vom Büro
des Campingplatzes bekommen haben, bestellen wir uns ein Taxi. Als wir am Büro
des Campingplatzes ankommen, wartet das Taxi schon auf uns. Das Einchecken
klappt problemlos und wir können in aller Ruhe durch die Sicherheitskontrolle
und zum Gate gehen. Mit einer halben Stunde Verspätung geht es los. Über Island
wird es etwas unruhig, so dass sich auch die Kabinencrew hinsetzen und
anschnallen muss, aber dafür haben wir einen schönen Blick auf einige Teile
Islands. Wir fliegen über die schier endlose Fläche des grönländischen
Inlandeises und landen schließlich nach fünf Stunden in Kangerlussuaq. Grönland
empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und ungefähr 10 Grad. Nach wenigen
Minuten geht es auch schon weiter. Mit einer kleinen Propellermaschine fliegen
wir in 45 Minuten nach Nuuk. Während des Fluges bietet sich eine grandiose
Aussicht auf die grönländische Landschaft: Gletscher, Berge, Fjorde und Seen
ziehen unter uns vorüber. Am Flughafen in Nuuk erwartet uns Kirsten – was für
ein herzlicher Empfang im arktischen Norden. Mit einem Taxi fahren wir zu dem Apartment,
das Kirsten für uns gemietet hat. Leider hat man Ihr den falschen Schlüssel
gegeben, so dass wir nicht hinein können. Ein weiteres Taxi wird gerufen und
wir fahren zur Wohnung von Kirsten und Kurt. Hier werden wir von Kurt und Suki
ebenfalls sehr herzlich empfangen. Nach einer Stärkung machen wir uns auf einen
ersten Rundgang durch Nuuk, die Hauptstadt Grönlands. Mit 15.000 Einwohnern ist
Nuuk die Heimat von fast einem Viertel aller Grönländer. Kirsten dient uns als
persönlicher Fremdenführer. Wir gehen zum Kolonialhafen, sehen uns die
Erlöserkirche und das Hans-Egede-Denkmal und erreichen am Fisch- und
Fleischmarkt vorbei den modernen Teil der Stadt. Hier sind das Parlament, das
Kulturzentrum Katuaq und die Bibliothek in der Kirsten arbeitet weitere
Stationen. Während wir zu Abend essen wird der richtige Schlüssel für unser
Apartment gebracht und wenig später machen wir uns per Taxi auf den Weg. Der Jetlag
macht sich bemerkbar, wir packen die nötigsten Sachen aus und gehen schon um
20:00 Uhr (24:00 Uhr deutscher Zeit) zu Bett.
Mittwoch,
08.09.10: Nach fast 11
Stunden Schlaf haben wir die Zeitumstellung wohl verarbeitet. Nach dem
Frühstück, Kirsten hat uns die nötigsten Sachen mitgegeben, gehen wir zu einem
Supermarkt und kaufen für die nächsten Tage etwas ein. Vom Fenster unseres
Apartments sehen wir einen kleinen Eisberg auf dem Godthåbsfjord vorbeiziehen. Es
ist wieder ein herrlicher arktischer Spätsommertag mit strahlend blauem Himmel.
Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zu Kirsten zu Kurt. Wir gehen an der Küste
entlang und beobachten die auf dem Fjord treibenden Eisberge. Kirsten hat von
einer Kollegin ein Fahrrad geliehen und so machen wir uns zu Dritt auf den Weg
Nuuk und seine Umgebung mit den Fahrrädern zu erkunden. Immer wieder haben wir
grandiose Ausblicke auf den Godthåbsfjord und das gebirgige Hinterland. Das
Panorama wird beherrscht vom eindrucksvollen Gipfel des Sermitsiak. Viele Bänke
laden zum Verschnaufen ein und wir machen viele Fotostopps. Nachdem wir den
Flughafen umrundet haben erreichen wir den Atlantikhafen. Bei Atlantic Music
werden wir sehr nett beraten und kaufen zwei CDs mit grönländischer Musik zur
Vertonung von Diashow und Film. Mit Kaffee und Kuchen stärken wir uns in der
Cafeteria des Kulturzentrums Katuaq. Anschließend radeln wir zu unserem
Apartment, wo wir uns mit den Vermietern treffen um die Rechnung zu begleichen.
Kurt hat in der Zwischenzeit das Abendessen vorbereitet und wir sitzen bei
Kirsten und Kurt noch gemütlich zusammen. Gegen 23:00 Uhr sind wir wieder im
Apartment und gehen gleich ins Bett.
Donnerstag,
09.09.10: Nach dem
Frühstück setze ich mich an den PC während Geli malt und noch einmal zum
Supermarkt geht. Mit den Rädern machen wir uns anschließend bei herrlichem
Wetter auf den Weg zu Kirsten und Kurt. Gemeinsam unternehmen wir einen
Rundgang durch den Kolonialhafen. Wir besuchen eine kleine Manufaktur, in der
Felle aller Art zu Kleidungsstücken verarbeitet werden. Ein Eisbärenfell ist
gerade zum Trocknen aufgehängt. Von der Skulptur „Mutter des Meeres“, die
direkt am Wasser steht, gehen wir zum Fisch- und Fleischmarkt (Brædtet) und
sehen uns die ausliegenden Waren an. Von einem kleinen Hügel aus haben wir noch
einmal einen herrlichen Blick auf Teile der Stadt und den Sermitsiak im
Hintergrund. Unsere nächste Station ist das Kunstmuseum von Nuuk. Es basiert
auf der Kunstsammlung von Svend und Helene Junge, die diese nach ihrem Tod der
Stadt vermacht haben. Die Sammlung umfasst rund 300 Bilder und grafische Werke
sowie 400 Figuren aus Speckstein, Elfenbein und Holz. Besonders gut gefallen
uns neben den Schnitzereien die Werke von Emanuel A. Pedersen, die einen
Schwerpunkt der Sammlung bilden. Anschließend schlendern wir durch die Stadt
und machen auf einer Bank an der Bronzestatue „Amisut“, die eine Robbengruppe
darstellt, eine Pause. Im Kulturzentrums Katuaq besuchen wir die Vernissage der
Künstlerin Bente Elisabeth Endresen, eine Norwegerin, die lange auf Grönland
gearbeitet hat und jetzt in Dänemark lebt. Wir unterhalten uns mit der sehr
netten Künstlerin über ihre Arbeiten. Nach einer Ruhepause in der Wohnung von
Kirsten und Kurt laden wir die beiden ins Restaurant „A Hereford Beefstouw“ in
Hotel Hans Egede zum Essen ein. Wir essen Rentier, was sehr lecker schmeckt,
allerdings auch ein nicht gerade günstiges Vergnügen ist. Nach einem Irish-
Coffee bei Kirsten und Kurt radeln wir zu unserem Apartment zurück.
Freitag,
10.09.10: Heute ist es
den ersten Tag bewölkt und auch die Temperatur ist etwas gesunken. Kirsten und
Kurt haben uns zum Brunch eingeladen, so dass wir uns nachdem wir unsere Sachen
gepackt haben, ohne Frühstück auf die Räder schwingen. Nach diesem köstlichen
Start in den Tag machen wir uns noch einmal auf den Weg zum Kolonialhafen. Wir
sehen uns in einem kleinen Souvenirgeschäft um und besuchen die Galerie von
Roar Christiansen, der seit 1961 in Grönland lebt und sehr gut Deutsch spricht.
Wir werfen noch einmal einen Blick in den Fisch- und Fleischmarkt und auf die
Skulptur „Mutter des Meeres“. Unser eigentliches Ziel jedoch ist das
Nationalmuseum, das mit seinen Exponaten einen Einblick in die grönländische
Geschichte bietet. Kultureller Schatz der Ausstellung sind die Mumien von
Qilakitsoq, die fast 500 Jahre in einer Felsengrotte gelegen haben, bis sie
1972 zufällig entdeckt wurden. Bei den vier ausgestellten Mumien handelt es
sich um eine 50-jährige, eine 20-30-jährige und eine über 30-jährige Frau sowie
ein sechs Monate altes Kind. Im Cafe „barista“ gönnen wir uns eine kleine
Stärkung, kaufen im Supermarkt noch ein paar Dinge für die Schiffspassage und
gehen zurück zu Kirsten und Kurt. Hier gibt es zum Abendessen leckeren Fisch
und wir gehen zu Fuß zu unserem Apartment zurück. Kirsten hat uns ein Taxi
bestellt, das uns in wenigen Minuten zum Fähranleger bringt. Um 20:00 Uhr gehen
wir an Bord der „Sarfaq Ittuk“ der Arctic Umiak Line und beziehen eine schöne
Kabine mit einem großen Fenster. Kirsten, Kurt und Suki kommen zum Abschied ans
Schiff und wir können uns noch etwas unterhalten ehe es pünktlich um 21:00 Uhr
losgeht. Es war eine schöne Zeit mit Kirsten und Kurt in Nuuk und Dank der
tollen Führung von Kirsten haben wir sehr viel gesehen. Als wir den
Godthåbsfjord verlassen haben wird es etwas schaukelig und wir sehen uns auf
dem Schiff noch ein wenig um, ehe wir in die Kabine gehen. Mir wird dann durch
das Geschaukel so richtig schlecht und auch das Pflaster gegen die Seekrankheit
will zunächst nicht helfen. Ich bin gezwungen eine innige Freundschaft mit den
bereitliegenden Spucktüten einzugehen. Erst gegen 1:30 Uhr und einige Tüten
später habe ich es halbwegs überstanden und wir kommen endlich zur Ruhe.
Samstag,
11.09.10: Es bleibt
die ganze Nacht über sehr schaukelig aber ich muss mich zumindest nicht mehr
übergeben. Rechtzeitig zum Einlaufen in den kleinen Hafen von Maniitsoq sind
wir an Deck und können filmen und fotografieren. Es wird jetzt für eine kurze
Zeit ruhiger, da die Route im Schutz vorgelagerter Inseln verläuft. Hier bieten
sich immer wieder schöne Ausblicke auf die nahen Küsten zu beiden Seiten.
Sobald das Schiff wieder die freie See erreicht, geht die Schaukelei weiter.
Ich habe gleich morgens eine Tablette genommen und ersetze außerdem das in der
Nacht verlorene Pflaster. Während Geli zum Frühstück in das Bordrestaurant
geht, begnüge ich mich mit einer Banane und einem trockenen Brötchen. In
Kangaamiut gibt es keinen Anleger so dass die Passagiere mit einem Beiboot vom
und zum Schiff gebracht werden müssen. Immer wenn es nicht so viele zu sehen gibt,
da das Schiff sehr weit vor der Küste entlang fährt, nutzen wir die Gelegenheit
etwas Schlaf nachzuholen. Am frühen Abend erreichen wir schließlich Sisimiut,
die mit 5.400 Einwohnern zweitgrößte Stadt Grönlands. Da unser Schiff hier für
zweieinhalb Stunden festmacht, nutzen wir die Chance wieder einmal festen Boden
unter unsere Füße zu bekommen. Wir gehen zunächst zur Brücke, die den Fjord
überspannt und genießen den Ausblick auf die auf sieben Hügeln erbaute Stadt.
Am alten Hafen sehen wir uns in einem ehemaligen Lagerhaus die Werkstätten der
örtlichen Künstler an. Es gibt sehr schöne Schnitzereien aus Walross-Elenbein,
Rentiergeweih und aus den Hörnern der Moschusochsen. Unser Hauptziel ist das Kolonialzentrum,
dessen Gebäude in eine Museumsanlage umgewandelt wurden. Wir betreten die
Anlage durch ein Tor aus Walkiefern, die von einem Grönlandwal stammen, der
1901 angetrieben wurde. Die blaue Kirche auf dem Museumsgelände ist die älteste
Holzkirche Grönlands und wurde 1775 geweiht. Um 21:00 Uhr verlassen wir
Sisimiut wieder – hoffentlich gibt es heute Nacht weniger Probleme als gestern.
Sonntag, 12.09.10: Die
Reisepflaster nehmen ihren Betrieb auf und wir können trotz der Schaukelei
beide sehr gut schlafen. Der Tag begrüßt uns mit verhangenem Himmel und
leichtem Nieselregen. Für eine halbe Stunde machen wir in Aasiaat fest und wir
können einen Blick auf den kleinen Ort werfen, der das südliche Ende der Disko
Bucht markiert. Die Weiterfahrt verläuft wieder fern ab der Küste, so dass wir
uns in unsere Kabine zurückziehen und lesen. Richtig spannend wird es als wir
uns wieder der Küste nähern. Der Kangia-Eisfjord hat so viele Eisberge in die
Disko Bucht geschwemmt, dass es keine Fahrrinne mehr zu geben scheint. Trotz
des immer noch trüben Wetters ist Fahrt durch die Eisberge für uns ein tolles
Erlebnis. Ilulissat ist aufgrund seiner attraktiven Lage unmittelbar am
Eisfjord Kangia die Touristenhochburg Grönlands und hat 4.500 Einwohner. Der
grönländische Name Ilulissat bedeutet „Eisberge“ und die Stadt macht ihrem
Namen alle Ehre. Wir werden zunächst zum Hotel Icefjord gefahren. Dort zahlen
wir für unseren Aufenthalt und bekommen den Schlüssel für das Apartment. Wir
werden nahezu direkt vor der Tür des Apartments abgesetzt. Von Außen ein eher
schmuckloses hellblaues Häuschen, überzeugt es uns durch die inneren Werte. Es
sieht aus wie frisch renoviert und ist sehr sauber. Nachdem wir ausgepackt
haben geht es zum nahen Supermarkt, wo wir uns für die nächsten Tage eindecken.
Danach geht es auf einen ersten Erkundungsgang durch den Ort. Von einem
Denkmal, das auf einem Felsen über dem Ort thront haben wir einen herrlichen
Ausblick auf die Bucht. Das Panorama ist umso schöner, da sich die Wolken
verzogen haben und die Sonne, der blaue Himmel und das Eis einen grandiosen
Anblick bieten. Es ist einfach überwältigend und vom Gefühl her am ehesten mit
dem ersten Blick in den Grand Canyon oder auf den Uluru zu vergleichen. Wir
setzen uns auf eine Bank und genießen diese traumhafte Szenerie. Hinter dem
Hospital kommen wir direkt an die Wasserkante heran und haben dadurch eine
völlig andere Perspektive auf die Eisberge. Von hier aus beobachten wir das
Auslaufen der „Sarfaq Ittuk“, die sich auf den Rückweg macht. Der Eisfjord ist
seit 2004 von der UNESCO als Weltnaturerbe unter Schutz gestellt. Der Fjord ist
55 km lang und 7 km breit, die auf ihm treibenden Eismassen stammen vom
produktivsten Gletscher der nördlichen Hemisphäre, dem „Sermeq Kujalleq“.
Jährlich produziert er rund 70 Millionen Tonnen Eis und erreicht an der
Abbruchkante eine Geschwindigkeit von 40 m pro Tag. Wir gehen zurück zu unserem
Apartment wo wir uns mit gebratenem Lachs und Nudeln stärken. Zum
Sonnenuntergang machen wir uns noch einmal auf den Weg zur Disko Bucht. Die
untergehende Sonne versteckt sich zwar hinter einer Wolkenschicht, sorgt aber
dennoch für ein eindrucksvolles Farbspiel. Hoffentlich bleibt das Wetter in den
nächsten Tagen so schön wie heute, dann werden die Tage an der Disko Bucht
sicherlich traumhaft schön werden.
Montag, 13.09.10: Der Tag begrüßt
uns mit Wolken, die sich aber relativ schnell auflösen. Wir werfen einen Blick
in den kleinen Fisch- und Fleischmarkt (Brædtet) und gehen weiter zu Hafen
hinunter. Für das Anlanden der frischen Fänge sind wir wohl schon zu spät aber
es gibt auch so noch genug zu beobachten. Das Hafenbecken ist voller kleiner
Eisschollen und die Fischerboote müssen sich einen Weg bahnen, wenn sie auf die
Bucht hinausfahren wollen. Von „unserem“ Aussichtsberg genießen wir noch einmal
den herrlichen Blick auf die Bucht. Es ist heute etwas weniger Eis in der Disko
Bucht als gestern. Unsere nächste Station ist die Zionskirche, die sehr schön
in einer kleinen Bucht direkt am Wasser steht. Die 1782 fertig gestellte Kirche
wurde durch eine Sammlung in der Gemeinde finanziert. Das Kunstmuseum von
Ilulissat ist in einem schönen roten Haus oberhalb des Hafens untergebracht und
besitzt eine umfangreiche Sammlung der Werke von Emanuel A. Petersen, die wir
auch schon in Nuuk bewundert haben. Über eine Brücke erreichen wir die andere
Seite des Hafens und folgen der Straße bis zum Hotel Arctic, das auf einem
Felsen thront und herrliche Blicke auf die Disko Bucht bietet. Auf dem Weg zum
Hotel nutzen wir die Gelegenheit die herbstliche Verfärbung der arktischen
Vegetation auf die Speichermedien zu bannen. Wir reservieren einen Tisch für
das grönländische Buffet, das immer montags im Hotel Arctic stattfindet. Für
den Weg zurück in den Ort nutzen wir den Shuttleservice des Hotels. Auch für
den Weg zum Buffet nutzen wir diesen Service. Wir schlemmen mit Auswahl von
Wal-, Moschusochsen-, Rentier- und Lammfleisch sowie Fischen jeder Art und das
auch noch bei einem phantastischen Blick auf die Disko Bucht. Zurück in unserem
Apartment machen wir es uns zum Ausklang dieses herrlichen Tages gemütlich.
Dienstag, 14.09.10: Unser Eberhard,
der auf allen unseren Reisen für das Wetter zuständig ist, übertrifft sich
geradezu selbst: Wieder erwartet uns ein Tag mit strahlend blauem Himmel und
Sonnenschein. Wir unternehmen eine Wanderung zum Eisfjord, die am Kraftwerk
beginnt und über eine Holztreppe in die Fjelllandschaft des Pitoqqeq hinauf
führt. Zunächst haben wir einen herrlichen Blick zurück auf Ilulissat und die
Disko Bucht. Es ist heute so klar, dass wir auch die Gipfel von Qeqertarsuaq,
der großen Insel in der Disko Bucht erkennen können. Geradezu atemberaubend
wird der Ausblick als wir die Kapspitze Kingittoq erreichen, die fast 100 m
über den Kangia Eisfjord aufragt. Wie eine geschlossene Eisdecke sehen die
dicht an dicht liegenden Eisberge aus. Erst bei genauerem Hinsehen erkennen wir
die Umrisse der einzelnen Blöcke, zwischen denen das eisblaue Wasser des Fjords
schimmert. Der Pfad ist gut markiert, oft müssen wir aber mehr klettern als
wandern, werden jedoch durch den Ausblick mehr als entschädigt. Wir gehen ein
Stück parallel zum Fjord, ehe uns die Markierungen wieder landeinwärts führen.
Vorbei am alten Friedhof erreichen wir am ehemaligen Heliport wieder das Stadtgebiet.
Überall liegen hier die Schlittenhunde in der Landschaft, die einen
gelangweilten und etwas vernachlässigten Eindruck machen. An einem Platz können
wir beobachten wir gerade eine ganze Robbe zerteilt wird, die dann an die Hunde
verfüttert wird. Die Meute ist völlig aus dem Häuschen, zerrt an den Ketten und kläfft wie wild. Auf dem Weg zu unserem
Apartment kaufen wir noch etwas ein und buchen für den Nachmittag eine
Bootsfahrt zum Eisfjord. Mit unzähligen Foto- und Filmstopps sowie Zeiten des
ungläubigen Staunens aufgrund der landschaftlichen Schönheit brauchen wir für
diese Wanderung fast vier Stunden. Im Apartment gibt es eine kleine Stärkung
und während ich ein kleines Nickerchen mache, fängt Geli an ihre Eindrücke mit
Farben und Pinsel auf das Papier zu bringen. An Bord des kleinen Kutters
„Luffe“ fahren wir auf die Disko Bucht hinaus uns nähern uns den gigantischen
Eisbergen, die sich im Mündungsbereichs des Eisfjords in die Disko Bucht
aufstauen. Der Fjord bietet den Eiskolossen zunächst kein Hindernis, da er über
1.000 m tief ist. An der Mündung zur Bucht befindet sich eine unterseeische
Moräne, der Fjord hat hier nur noch eine Tiefe von 200 m. So entsteht der
gewaltige Rückstau in den Fjord. Nur die kleineren Eisberge oder abgebrochene
Stücke der Giganten können dieses Hindernis überwinden und treiben ins offene
Meer. Doch selbst diese Stücke sind noch so groß, dass sie auf ihrer langen
Reise – zunächst nördlich in die Baffin Bay und anschließend entlang der
kanadischen Küste – erst auf der Höhe von New York endgültig schmelzen. Die
„Luffe“ bringt uns in den Mündungsbereich des Fjords und wir kommen bei
herrlichem, wenn auch kaltem Wetter, aus dem Staunen nicht heraus. Die
zweieinhalbstündige Bootstour ist das bisherige Highlight dieser Reise – die
Eindrücke sind einfach überwältigend. Etwas durchgefroren aber hoch zufrieden
erreichen wir wieder den Hafen von Ilulissat und machen es uns in unserem gut
geheizten Apartment gemütlich. Was für ein toller Tag!
Mittwoch, 15.09.10: Auch heute
machen wir uns – wieder bei bestem Wetter – noch einmal auf den Weg zum Kangia
Eisfjord. Auf dem Weg zum alten Heliport beobachten wir wieder einige der
insgesamt 3.500 Schlittenhunde, von denen einige auch Junge haben. Ein
Bohlenweg, der zum Schutz der empfindlichen arktischen Vegetation angelegt
wurde, führt uns zum Rand des Eisfjords. Hier befinden sich Überreste einer
alten Inuit-Siedlung namens „Sermermiut“, was „Menschen am Eis“ bedeutet. Die
ersten Menschen lebten hier um ca. 2000 v.Chr., die letzten verließen den Platz
1850. Von Sermermiut führt der markierte Pfad zur östlich gelegenen Schlucht
„Kællingekløften“ (Altweiberschlucht) hinauf. 35 m tief ist der Steilrand, von
dem sich in früheren Jahrhunderten vor allem die alten Frauen bei Hungersnöten
hinunterstürzten. Der Freitod der Alten gewährleistete, dass Kinder und junge
Leute am Leben bleiben konnten und die Siedlung nicht ausstarb. Diese Praxis
galt nur in Notsituationen, ansonsten genossen die Alten großes Ansehen in der
Gemeinschaft. Auf einer Bank machen wir eine Pause und genießen einmal mehr den
herrlichen Blick auf den Eisfjord. Von hier erkennen wir auch die recht hohe
Geschwindigkeit, mit der das Eis in Richtung Disko Bucht fließt. Der Anblick
wird gekrönt von einem Halo, einem Ring aus farbigem Licht, der die Sonne
umgibt. Es handelt sich dabei um ein Phänomen der Lichtbrechung, das durch
Eiskristalle in der Atmosphäre zwischen dem Beobachter und der Sonne verursacht
wird. Von der Schlucht geht der Weg über die Felsen parallel zum Eisfjord zu
dem Hügel „Seqinniarfik“ oder „Holms Bakke“, wo die Einwohner von Ilulissat
jedes Jahr am 13. Januar die Sonne nach sechswöchiger Abwesenheit wieder
begrüßen. Wir verabschieden uns an dieser Stelle vom Eisfjord und folgen dem
markierten Weg, der uns zum Heliport zurück führt. Drei Stunden waren wir auf
dieser schönen Tour unterwegs. Im Apartment gibt es eine kleine Stärkung und
wir sehen uns einen Teil von Gelis Grönland-Video an. Am Nachmittag bummeln wir
noch einmal durch den Ort zum Hafen. Auf einem der Kutter liegen große Mengen
Robben- oder Walfleisch. Nach dem Abendessen gehen wir hinunter zum Hospital,
um den Sonnenuntergang über der Disko Bucht zu genießen.
Donnerstag, 16.09.10: Um 5:30 Uhr
beendet der Wecker unsere vorerst letzte Nacht auf Grönland. Pünktlich werden
wir abgeholt und zum Flughafen gebracht – die Rückreise beginnt. Grönland hat
uns sehr gut gefallen, nicht zuletzt aufgrund des herrlichen Wetters, das wir
hier hatten. Mit etwas Verspätung kommen wir in Ilulissat los. Wir fliegen über
den Eisfjord und die Randgebiete des Inlandeises. Eine knappe Stunde später
landen wir in Kangerlussuaq.
Hier haben wir zwei Stunden Aufenthalt, ehe es nach Kopenhagen weiter geht. Ich
frage am Schalter noch nach Plätzen am Notausgang, was auch noch klappt, so
dass wir bequem sitzen können. Der Service erscheint uns heute etwas
unorganisiert aber wir bekommen schließlich etwas zu Essen und zu Trinken – was
will man mehr. Fast pünktlich landen wir in Kopenhagen. Es dauert dann nahezu
eine Stunde bis wir unser Gepäck bekommen und eine weitere halbe Stunde später
sind wir wieder auf dem Campingplatz. Mit dem Roadrunner ist alles in Ordnung
und wir verstauen unser Gepäck. Kurz nach 23:00 Uhr gehen wir ins Bett – in
Grönland ist es erst kurz nach 19:00 Uhr.
Freitag,
17.09.10: In der Nacht
schlagen sowohl der Jetlag als auch ein aufkommender Sturm ordentlich zu.
Aufgrund der Zeitverschiebung können wir nicht so gut schlafen, ein Übriges
trägt der aufkommende Sturm zur unruhigen Nacht bei, der das Auto ordentlich
durchschüttelt. Das Frühstück fällt etwas einseitig aus: Zum frischen grönländischen
Brot gibt es nur Honig, Marmelade und Nutella – und fehlt der herzhafte Belag.
Wir können noch im Trockenen zusammenpacken und entsorgen. Kaum sind wir auf
der Autobahn in Richtung Rødby kommt zum Sturm auch noch Regen dazu. Ich muss
das Lenkrad ordentlich festhalten um den Roadrunner auf der Spur zu halten. Wir
machen eine kleine Pause und stärken uns mit Kaffee und Brötchen bzw. Kuchen.
Uns graut aufgrund des Sturmes schon ein wenig vor der Fährüberfahrt nach
Puttgarden. In Rødby geht es dann wieder sehr schnell: Kaum haben wir den
Fahrschein gelöst, geht es auch schon auf die Fähre. Die Überfahrt ist wider
erwartend sehr ruhig und wir essen noch eine Currywurst mit Pommes. In Selent
kaufen wir bei Aldi noch das Nötigste ein und gegen 15:00 Uhr sind wir wieder
zuhause. Wir können im Trockenen entladen und als wir alles nach oben getragen
und ausgepackt haben, legen wir uns etwas hin. Nach einer guten Stunde geht
wieder der Wecker, denn wir müssen in die Ostseehalle zum Auftritt von „End of
the Day“ bei der Schau der 1000 Bilder. Es klappt alles gut und unsere Musik
kommt beim Publikum gut an. Um 22:00 Uhr sind wir wieder zuhause.
Grönland und ganz besonders natürlich der Eisfjord haben uns begeistert. Wir hatten ein paar schöne Tage mit Kirsten und Kurt und werden wohl, wenn die beiden noch länger in Grönland bleiben, nicht zum letzten Mal in den hohen Norden gefahren sein. |
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